Altersgerechtes Bad: Dusch-WC und Bewegungsfreiheit erleichtern das Leben. ©Baddesign Tanja Maier

Bad & Design

Sicher und funktional – aber bitte mit Stil!

Was ein barrierefreies Bad ausmacht und wie der Raum trotz Haltegriffen & Co. eine Wohlfühloase bleibt, verrät Badplanerin Tanja Maier im Interview.

Design im altersgerechten Badezimmer

Traumbäder, die optimal auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche ihrer Nutzer abgestimmt sind, sind Tanja Maiers Leidenschaft. Seit 25 Jahren ist sie in der Sanitär-Branche tätig. Seit 22 Jahren plant sie Bäder, anfangs bei einem Architekten, dann bei einem Installateur. Später dann als Ausstellungsleiterin bei einem Sanitär-Großhändler und heute als freie, selbständige Badplanerin. Sie weiß, dass ein barrierefreies Bad alles andere als altbacken sein kann.

Volker: Kann jedes Bad altersgerecht gestaltet werden oder müssen bestimmte bauliche oder räumliche Voraussetzungen erfüllt sein?

Tanja Maier: Man kann jedes Bad in dieser Hinsicht optimieren. Um von einem wirklich altersgerechten Bad sprechen zu können, müssen jedoch gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Ein seniorengerechtes Bad benötigt eine Bewegungsfläche von 120 cm x 120 cm. Man unterscheidet übrigens zwischen einer altersgerechten und einer behindertengerechten Planung. Bei einem behindertengerechten Bad beträgt diese Fläche 150 cm x 150 cm.

  • Grundriss: Seniorengerechtes Badezimmer mit Badewanne und Dusche.

    Ein seniorengerechtes Badezimmer muss mindestens 120 x 120 cm Bewegungsfläche aufweisen.

  • Grundriss: Seniorengerechtes Badezimmer mit Dusche.

    Eine ebenerdige Duschfläche kann zur Bewegungsfläche von 120 x 120 cm im seniorengerechten Bad dazugezählt werden.

  • Grundriss: Behindertengerechtes Badezimmer mit Dusche.

    Ein behindertengerechtes Badezimmer muss mindestens 150 x 150 cm Bewegungsfläche aufweisen.

Das A und O jeder Planung ist, keine Barrieren für die Benutzer einzuplanen oder diese zum Beispiel in der Sanierung zu minimieren. Eine bodenebene Dusche mit einer Sitzmöglichkeit in Form eines an der Wand montierten Klappsitzes, eines kippsicheren Hockers oder einer gemauerten Sitzfläche erleichtern jedem das Leben. Wichtig für mich als Badplanerin ist, die individuellen Bedürfnisse jedes Benutzers zu berücksichtigen.

Altersgerechtes Bad mit eingemauerter Sitzgelegenheit in der Dusche.

Eine in der Dusche eingemauerte Sitzgelegenheit gilt im seniorengerechten Badezimmer als ideal.

Volker: Was sind die wichtigsten Ausstattungsmerkmale eines altersgerechten Bads?

Tanja Maier: Da gibt es sehr viel zu beachten. Das beginnt schon bei der Tür: Sie muss schwellenlos sein und sollte sich entweder nach außen öffnen oder schieben lassen. Ideal ist eine Breite von einem Meter. Auch rutschhemmende Fliesen sind wichtig, wenn ich ein altersgerechtes Badezimmer plane. Sehr praktisch sind zum Beispiel Waschtische wie die von Geberit ONE. Weil Ablauf und Siphon in die Vorwand verlegt sind, entsteht unter dem Waschtisch Platz für eine Sitzgelegenheit oder einen Rollstuhl. Bei der Armatur eignen sich berührungslose Modelle sehr gut. Die Höhe des Waschtischs wird in einem altersgerechten Bad ebenso individuell bestimmt wie die Anzahl und Position von Halte-, Stütz- und Klappgriffen. Daran kann man nicht früh genug denken: Sinnvoll ist, bei der Gestaltung eines Badezimmers bereits in den Vorwänden Verstärkungen zu berücksichtigen. Dann können Haltesysteme bei Bedarf nachgerüstet werden. Bei nachlassender Sehkraft besonders hilfreich ist übrigens eine kontrastreiche Gestaltung von Farben und Material.

Volker: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang ein Dusch-WC?

Tanja Maier: Für mich gehört in jedes Bad ein Dusch-WC! Es ist doch paradox: Überall im Bad reinigen wir uns mit Wasser. Und ausgerechnet beim WC hören wir damit auf, obwohl gerade in diesem Bereich die Haut besonders dünn und empfindlich ist. An ein Dusch-WC sollte man deshalb nicht erst denken, wenn man bereits Schwierigkeiten hat, sich selbst zu reinigen oder eine Erkrankung im Darmbereich vorliegt. Vielmehr sollte man solchen Erkrankungen durch die sanfte Reinigung mit Wasser rechtzeitig vorbeugen. Für kranke oder ältere Menschen ist ein Dusch-WC wie zum Beispiel das Geberit AquaClean Mera nicht nur hygienisch, sondern auch besonders komfortabel. Weil der Nutzer beim Reinigungsvorgang keine Hilfe braucht, kann er in diesem intimen Moment lange selbstständig bleiben. So fühlt er sich sicher und geborgen – für mich das wichtigste Ziel, wenn ich ein Bad plane!

Werden Ablauf und Siphon unter die Wand verlegt, entsteht unter dem Waschtisch Platz für eine Sitzgelegenheit. ©Baddesign Tanja Maier

Volker: Haltegriffe und Co sind nicht so sexy. Wie bleibt das altersgerechte Bad eine optisch ansprechende Wohlfühloase?

Tanja Maier: Wichtig ist, das Bad nicht steril aussehen zu lassen. Mein Tipp: Mut zur Farbe! Auch im Bad kann man mit Materialien spielen, Bilder an die Wände hängen, sich mit Pflanzen die Natur ins Haus holen. Bunte Übertöpfe oder Handtücher bringen Pep. Wer es nicht so bunt mag, richtet sein Bad Ton in Ton mit einem Farbakzent ein. Wie wäre es mit einer großen Blume oder einem Wasserfall als Glasrückwandverkleidung in der Dusche? Keinesfalls darf ein barrierefreies Bad nach Krankenhaus aussehen. Schließlich beginnen und beenden wir unseren Tag im Bad. Ich möchte morgens mit Freude ins Bad gehen und in den Tag starten und abends dort entspannen. Diesen Anspruch muss für mich jedes Bad erfüllen, egal ob groß, klein, barrierefrei oder nicht.

Volker: Muss immer gleich das ganze Bad erneuert werden oder lassen sich altersgerechte Funktionen auch nachrüsten?

Tanja Maier: Das muss von Fall zu Fall entschieden werden. Grundsätzlich kann man jedes Bad auf neu entstandene Bedürfnisse optimieren. Gewisse Voraussetzungen müssen allerdings gegeben sein. Um beispielsweise eine schwellenlose Dusche einbauen zu können, muss ein gewisser Bodenaufbau vorhanden sein. Sollen nachträglich Haltegriffe montiert werden, muss die Wand stabil genug sein, um dem entstehenden Druck standzuhalten.

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