Prof. Mete Demiriz, Sanitärwissenschaftler, Interview Geberit

Service & Ratgeber

Die Zukunft gehört dem Dusch-WC

Prof. Demiriz, Sanitärwissenschaftler aus Leidenschaft, über das vielleicht letzte große Tabu unserer Zeit: die Toilette.

Ich bin ein absoluter Forschungsmensch

Herr Prof. Mete Demiriz ist Sanitärwissenschaftler aus Leidenschaft. Seit Jahrzehnten lehrt und forscht er an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Sein Gebiet ist das vielleicht letzte große Tabu unserer Gesellschaft: die Toilette. Selbstredend, dass ich ihn für unseren Blog befragen musste. 

Anne Dörte: Herr Prof. Demiriz, eine persönliche Frage zuerst: Was macht die Sanitärwissenschaft für Sie so spannend?

Prof. Demiriz: Das Badezimmer und die Technik dahinter faszinierten mich schon im Vorschulalter. Wenn ein Installateur zur Reparatur des Gasdurchlauferhitzers, des Spülkastens oder einer der Mischarmaturen im Haus war, wich ich ihm nicht von der Seite und schaute ihm bei seiner Arbeit interessiert zu. Es gibt auch einen zweiten Grund: Bei der Sanitärtechnik geht es hauptsächlich um Trinkwasser, unser Lebensmittel Nummer Eins. Es ist Leben. Und ohne Wasser gäbe es keine Zivilisation auf der Welt.

Anne Dörte: Wie ich gelesen habe, geben Sie sich mit reiner Theorie nicht zufrieden, sondern führen regelmäßig Toiletten-Tests durch?

Prof. Demiriz: Ja, ich bin ein absoluter Forschungsmensch – und ich habe ein großes Labor sowie eine Forschungseinrichtung mitten auf dem Campus der Universität Gelsenkirchen.

Anne Dörte: Einer ihrer Tests lässt ganz besonders aufhorchen: der Pflaumenmus-Test. Was hat es damit auf sich? Können Sie ihn für unsere Leser etwas näher beschreiben?

Prof. Demiriz: Der Pflaumenmus-Test heißt eigentlich Tupfer-Test. Dabei werden nämlich 100 Tupfer aus Pflaumenmus gleichmäßig im WC-Becken verteilt. Dann spülen wir im  Abstand von 45 Sekunden drei Mal. So können wir die Kraft des Spülwassers und seine Verteilung nachvollziehen – also: wie gut und schnell die Pflaumenmus-Punkte verschwinden. Ein zuverlässiger Test.

Anne Dörte: Sie betrachten es als Ihre Mission, die Toilette aus der Tabuzone zu holen. Haben Sie eine Erklärung, warum nicht gerne über die Toilettennutzung gesprochen wird?

Prof. Demiriz: Obwohl Defäkation und Urinieren genauso natürliche Vorgänge des menschlichen Lebens sind wie Essen und Trinken, schämt man sich dessen, weil es mit Gestank und Geräuschen verbunden ist. Diese Handlung gilt als unrein. Niemand soll dabei sein – selbst der Ehepartner nicht. So zieht man sich auf die Toilette zurück.

Anne Dörte: Ist das in allen Kulturen so?

Prof. Demiriz: Nein. In fernöstlichen öffentlichen Toiletten findet man auch Exemplare ohne Kabinen oder Trennwände. Und bei den alten Römern stellte der Toilettengang ein gesellschaftliches Ereignis dar.

Die Herausforderung: hygienische Toiletten weltweit

Anne Dörte: Stimmt, der Latrinenkult im Römischen Reich war unlängst Thema in unserem Blogbeitrag zur Geschichte der Toilette! Wenn wir die Gegenwart betrachten: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Herausforderungen auf dem Gebiet der Sanitärtechnik?

Prof. Demiriz: Ganz einfach – und doch so schwer: bezahlbare hygienische Toiletten mit weniger oder überhaupt keinem Trinkwasserverbrauch.

Dusch-WC Geberit AquaClean Mera

Reinigt hygienisch mit sanftem Wasserstrahl: das Dusch-WC.

Anne Dörte: Und wie sieht Ihrer Meinung die Toilette der Zukunft aus?

Prof. Demiriz: Die eine Toilette der Zukunft, die weltweit genutzt wird, wird es nicht geben. Dafür sind die klimatischen und regionalen Bedingungen zu unterschiedlich. Ich wage aber zu behaupten, dass in unserer Region intelligente digitale Dusch-WCs den Markt erobern werden.

Anne Dörte: Im Gegensatz zu Japan ist in Deutschland das Dusch-WC noch kein Standard. Warum, glauben Sie, scheuen sich viele Menschen davor, ein Dusch-WC zu nutzen?

Prof. Demiriz: Der Hauptgrund liegt in der Sozialisierung: In Deutschland benutzt man seit jeher Toilettenpapier. Außerdem fürchten viele Menschen hohe Anschaffungs- und Umbaukosten.

Anne Dörte: Dabei ist der Einbau gar nicht so aufwändig – und inzwischen gibt es sogar Dusch-WC-Aufsätze, z. B. für Mietwohnungen. Worin sehen Sie die Vorteile des Dusch-WCs im Vergleich zu einer herkömmlichen Toilette, Herr Prof. Demiriz?

Prof. Demiriz: Ein Dusch-WC vereinigt die Funktionen von Klosettbecken und Bidet. Dadurch ist es platzsparend. Es gibt keine hygienischere Alternative zur Reinigung von Po und Intimbereich als mit Wasser. Somit ist das Dusch-WC gesundheitsfördernd. Der Verbrauch von Toilettenpapier und Feuchttüchern, welche Abwassersysteme negativ beeinflussen können, wird gesenkt. Dies entlastet auch die Kläranlagen und die Natur. Daher werden einfache und ökonomische Varianten des Dusch-WCs sich auch in Europa etablieren.

Anne Dörte: Herr Prof. Demiriz, ich bedanke mich für die interessanten Einblicke und das Interview!
 

Über Prof. Mete Demiriz

Prof. Mete Demiriz, geboren in Istanbul, studierte Maschinenbau (Fachrichtung Verfahrenstechnik) und promovierte an der Ruhr-Universität Bochum (Thermo- und Fluiddynamik). Seit 1993 lehrt er Sanitärtechnik und Bädertechnik an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Mit seinen Forschungen hat er sich international einen Ruf erarbeitet. Prof. Demiriz ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Bild Prof. Mete Demiriz: © privat

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17.Nov.2017 Petra sagt:

Habe seit14 Tagen meinen Duschklo von Geberit habe zwei Jahre dafür gespart bin unendlich Happy nie mehr ohne lg

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